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Wenn mit dem Welpen Liebe und Verantwortung einziehen

WENN  MIT DEM  WELPEN LIEBE UND VERANTWORTUNG EINZIEHEN

Kleine Hunde sind kein unbeschriebenes Blatt, das wissen wir. Wie wir sie gut und sicher zu unseren treuen Begleitern machen können, weiß Mensch-Hund-Therapeut José Arce. Dazu zählt vor allem eine feste und stabile Bindung zu uns. Was es bedeutet, Verantwortung zu übernehmen und mehr als Vertrauen zu gewinnen, erklärt er uns hier.
Redaktion: Susanne C. Steiger

Unsere Hunde müssen sich heute nicht mehr darum kümmern, Nahrung zu finden. Sie müssen ihr Terretorium nicht vor Eindringlingen schützen, die ihnen den Schlafplatz oder ihr Jagdgebiet streitig machen wollen. Sie müssen sich nicht vermehren, um den Bestand zu sichern. Sie müssen all das nicht tun, weil wir für sie sorgen. Dennoch verfügt selbst der kleinste Chihuahua noch heute über die natürlichen Instinkte, die seiner Art über Jahrtausende den Erhalt sicherten.
Und diese Instinkte können an die Oberfläche kommen, wenn wir Menschen die natürlichen Bedürfnisse - allen voran den tiefen Wunsch nach Sicherheit - nicht ernst nehmen.

Familie ist das, was zählt

Was das bedeutet, erlebe ich tagtäglich bei meiner Arbeit: Die Hunde hören nicht, gehen schlecht an der Leine, kläffen ununterbrochen, bleiben nicht allein oder haben z.B. ständig Ärger mit anderen Hunden und Menschen. Kurzum: Sie haben Stress und sind nicht ausgeglichen. Sie verhalten sich genau so, wie wir es nicht möchten und sorgen damit für Unzufriedenheit auf beiden Seiten. Um zu verhindern, dass es bei unserem Welpen so weit kommt, müssen wir von Anfang an für ein Umfeld sorgen, in dem sich ein Hund wohlfühlt. Und damit meine ich nicht ein bequemes Körbchen, irgendein besonders teures Futter oder ein Haus mit Garten. Erst recht nicht ein schickes Halsband und die passende Leine. Was er wirklich braucht, ist dass wir ihn als echtes Familienmitglied bei uns aufnehmen, damit er in einer Gruppe leben kann, wie er es von Geburt an gewohnt ist - und wie es seiner Natur entspricht.
Je mehr Erfahrungen ein Welpe schon
sammeln durfte, desto besser.
Überprüfen Sie, was er schon kennt und was nicht.
Und holen Sie es notfalls nach.

Alltägliches Lernen und Wiederholen

Wenn das Training nicht den erhofften Erfolg bringt, liegt das zum einen daran, dass man Gelerntes immer wieder üben muss, bis es sich verfestigt.
Man muss also nach der "Schulstunde" den Stoff  auch regelmäßig wiederholen - genau wie beim Vokabellernen. Wie so oft im Leben macht auch hier nur Übung den Meister.
Lernen gelingt nur dann, wenn es in den Alltag integriert wird - wenn sich der Welpe, wie in seiner Kinderstube zuvor auch von anderen abschauen kann, wie das Leben "funktioniert". Dazu braucht er eine klar definierte Rolle in der Familie, sein Platz muss allen klar sein. Anderenfalls ist der Hund viel zu sehr damit beschäftigt, selbst für ein Umfeld zu sorgen, in dem er sich einigermaßen entspannen könnte. Damit erreicht er leider ganau das Gegenteil: Er wird immer unentspannter. Sicher eine der schlechtesten Voraussetzungen fürs Lernen.
Es mag sein, dass der Welpe trotzdem lernt, abzuklatschen, sich für ein Leckerli am Boden herumzukugeln oder Männchen zu machen. Ein souveräner Hund ist er deswegen noch lange nicht. Das Allererste und Wichtigste bei der Welpenerziehung ist jedoch, selbst ein gewisses Maß an Souveränität an den Tag zu legen. Sich nicht ablenken zu lassen und bei der Sache zu sein. Denn wenn der Welpe die meiste Zeit das Gefühl hat, dass Sie sich um ganz andere Dinge kümmern als um ihn, verunsichert ihn das. Er muss dann ständig abchecken, was geht, und kann sich nicht auf die Dinge konzentrieren, die wirklich wichtig sind.
 
Bindung ist die Basis für erfolgreiches Training.
Bindung entsteht durch gemeinsamen Alltag.
 

DAS WELPEN - Prinzip

Zeigen und üben - von Anfang an!

 

Genauso wichtig, wie die individuellen Bedürfnisse und Veranlagungen eines Welpen zu berücksichtigen, ist es, gleich von Anfang an mit der Erziehung zu beginnen. Darf der Welpe Tage, Wochen oder vielleicht sogar Monate erst einmal mehr oder weniger tun und lassen, was er will, weil Sie meinen, er wäre noch zu klein, um irgendetwas zu lernen, haben Sie nämlich ziemlich schlechte Karten. Es liegt in der Natur des Hundes, dass er sich an uns und unser Leben anpassen will. Allerdings müssen wir ihm dazu zeigen, wie dieses Leben funktioniert. Und damit sind wir beim Thema angelangt: In unserer hochkomplexen modernen Welt müssen unsere Hunde nämlich oftmals Dinge tun, die auch für uns sehr anspruchsvoll sind. Autofahren etwa. Dass die Tiere solche Dinge von Anfang an, von allein oder auch gänzlich fehlerfrei beherrschen, können wir nicht erwarten. Wir müssen es ihnen beibringen. Wenn wir ihnen die "Spielregeln" nicht zeigen, besteht die Gefahr, dass sie sich so unwohl fühlen, dass ihr genetisches Programm umschaltet und die Probleme ins Rollen kommen.

Liebevoll konsequent erziehen

Auch ich freue mich total, wenn ich einen Welpen bekomme und bin nicht immer konsequent. Trotzdem lege ich von Anfang an viel Wert auf seine Erziehung, wie ich sie verstehe, mit ganz viel Liebe. Es ist sowohl für den Hund als auch für seinen Menschen viel einfacher, wenn sie von Beginn an bestimmte Regeln beachten. Viele frischgebackene Hundehalter befürchten, dass ihr Hund noch zu klein dafür ist.
Aber ein Welpe mit 12 oder 13 Wochen ist kein Baby mehr. Er kann allein fressen und pinkeln. Er hat bereits die erste Sozialisierungsphase hinter sich.
Was er jetzt braucht, ist Menschenliebe, eine Familie, zu der er gehört, und Erziehung. Und dafür sind wir verantwortlich. Wir müssen ihm schon jetzt zeigen, wie er sich als erwachsener Hund einmal verhalten soll. Ganz ähnlich verhält es sich übrigens auch, wenn man einen Hund aus dem Tierheim zu sich nimmt. Oft spuken in den Köpfen dann die Gedanken herum, was der Arme wohl schon alles erleben musste. Statt dem Tier von Anfang an klare Strukturen und Sicherheit zu bieten, die ihm helfen, sich zu orientieren und schnell in seine Rolle in der neuen Gruppe zu finden, zeigen wir Mitleid. Und wir sind schnell einmal eher nachlässig als konsequent. Dabei tun wir dem Hund damit keinen Gefallen. Wir verunsichern ihn, weil er das Gefühl, das wir Mitleid nennen, als Schwäche deutet. Er fühlt sich dann nicht aufgehoben und sicher. Was das bedeutet, wissen Sie mitlerweile wohl schon: Er versucht, selbst die Position in der Familie einzunehmen, die für Sicherheit sorgt - und benimmt sich in unseren Augen voll daneben.

Den Alltag strukturieren

Ein geordneter, immer wiederkehrend gleicher Tagesablauf erleichtert es Ihrem neuen Familienmitglied enorm, sich bei Ihnen einzuleben. Fast alles ist einfacher für ihn, wenn er sich stur nach Plan richten kann. Wenn jeder Tag in etwa gleich verläuft, hat Ihr Welpe das Gefühl, dass Sie alles unter Kontrolle haben. Dadurch fühlt er sich bei Ihnen sicher, das verstärkt die Bindung.

Am besten strukturiert man den Tag, indem man ihn in 4 Einheiten unterteilt:

→ Der Welpe wacht auf und muss sofort raus, um sich zu lösen.
→ Hat er sein Geschäft erledigt, unternehmen Sie etwas mit dem Welpen oder gehen mit ihm spazieren.
→ Zurück zuhause wird er gefüttert.
→ Anschließend ist es wieder Zeit zum Ausruhen und Schlafen - oder zum Lernen.

Diese Struktur wiederholt sich dreimal täglich: morgens, mittags und abends - anfangs je nach Alter des Welpen vielleicht auch öfter.

Die Welt entdecken

Für Ihren Welpen gibt es nichts Größeres, als gemeinsam mit Ihnen die Welt zu entdecken. Der strukturierte Spaziergang nach meiner Methode ist eine gute Gelegenheit dazu, ihm zu zeigen, worauf es im gemeinsamen Alltag ankommt. Meine Art spazieren zu gehen unterscheidet sich jedoch auch ein bisschen von der üblichen Art des Gassigehens. Ich sehe jeden Tag so viele Hundebesitzer, die neben, vor oder hinter ihremVierbeiner herlaufen - vor allem eben, damit er sein Geschäft erledigt, vielleicht auch, um selbst ein bisschen rauszukommen. Sie treffen dabei Leute, unterhalten sich, telefonieren nebenbei oder schreiben ein paar SMS ... Was aber die wenigsten tun: auf ihren Hund achten. ich finde das schade, denn damit verpassen sie eine tolle Chance, dass aus ihnen und ihren Hunden ein wirklich eingespieltes Team wird.
Ich empfehle: Gehen Sie strukturiert spazieren. es bedeutet, dass Sie dem Hund zeigen, wie das Leben draußen abläuft. Und, dass er sich dort genauso auf Sie verlassen kann, wie sonst auch. Für frischgebackene Hundebesitzer ist so ein disziplinierter Spaziergang eine gute Gelegenheit wahrzunehmen, dass ihr Hund sie im wahrsten Sinne des Wortes begleitet - so wie er sie ein Stück ihres Lebens begleiten wird. Und immer wieder zu erfahren, wie gut es dem Hund tut, wenn man sich klar und eindeutig verhält.
Das Wichtigste ist, dass Sie den Spaziergang klar strukturieren. Es gibt einen Teil, während dem der Welpe einfach nur brav neben Ihnen herläuft, und einen, in dem er Pause machen darf. Und dann nochmal einen, in dem er wieder bei Ihnen läuft. Natürlich können Sie von einem jungen Hund noch nicht so viel verlangen wie von einem erwachsenen. Wichtig ist aber, dass jeder Spaziergang aus diesen 3 Teilen besteht. Die Dreiteilung entspricht nämlich den natürlichen Bedürfnissen und Instinkten eines Hundes. In der freien Wildbahn gibt es Aufgaben wie die Futtersuche oder Revierverteidigung - und es gibt Phasen, in denen nichts zu erledigen ist und in denen man daher spielen oder sich ausruhen kann.

(DER HUND 3/24; Seiten 29 , 30 und 31)